Folge 2 – Die Schatten von Aurora
Kapitel 1 – Ein Morgen mit Nachgeschmack
Der Morgen danach begann unspektakulär – zumindest nach außen hin.
Neufahrn lag unter einem klaren Himmel, die Sonne blitzte zwischen den Dächern hervor, und im Schrebergarten von Dschordschi wehte der Duft von frisch aufgebrühtem Kaffee.
Aber im Kopf des Weissen Wolfs kreisten die Gedanken um die mysteriöse Gruppe „Aurora“.
Wer waren sie? Wieso hatten sie ihn kontaktiert? Und vor allem – wie hatten sie sein wahres Ich herausgefunden?
Während er die erste Tasse trank, öffnete er den Laptop, um die Nacht zu rekonstruieren. Kein Server-Log, keine IP, keine digitalen Spuren – nur diese eine kryptische Schachzug-Nachricht:
„Zug 1 – Springer auf C3.“
Kapitel 2 – Die Einladung
Kurz vor Mittag tauchte eine neue Nachricht auf. Diesmal war sie subtiler:
„Treffen heute, 19:00 Uhr, alter Güterbahnhof Freising. Komm allein.“
Der Wolf zögerte. Jede Zelle in ihm schrie „Falle“.
Aber sein Instinkt sagte ihm, dass nicht zu erscheinen, riskanter sein könnte.
Kapitel 3 – Güterbahnhof bei Nacht
Der alte Bahnhof lag verlassen, von Graffiti übersät und mit rostigen Gleisen durchzogen. Die Luft roch nach altem Öl und Moder.
Ein einzelnes Licht brannte in einem der alten Stellwerke.
Der Weisse Wolf betrat das Gebäude vorsichtig – und fand dort eine kleine, provisorische Kommandozentrale: Karten, Monitore, Kabel.
Mitten im Raum stand eine Frau mit schulterlangem schwarzem Haar, in dunkler Kleidung.
„Du bist pünktlich“, sagte sie und reichte ihm wortlos eine Mappe.
„Ich bin Nyx. Aurora ist nicht dein Feind – jedenfalls nicht zwingend. Aber wir brauchen deine Hilfe.“
Kapitel 4 – Die Bedrohung
In der Mappe lagen Überwachungsbilder: Kamerafeeds aus München, Satellitenbilder vom Münchner Norden, und eine Reihe von Drohnenaufnahmen.
„Das ist nicht unser Werk“, erklärte Nyx. „Jemand hat unser System gekapert. Sie nutzen unsere Infrastruktur, um in Firmennetze einzudringen. Auch in kritische Systeme.“
Der Wolf blätterte weiter – bis er ein Bild sah, das ihn frösteln ließ: eine Aufnahme seines eigenen Hauses, nachts, aus der Höhe.
„Das kam vor zwei Tagen rein“, sagte Nyx ruhig. „Wir dachten, du solltest es sehen.“
Kapitel 5 – Jagd in den Schatten
Nyx erklärte, dass sie einen der Eindringlinge bis zu einem alten Kanalsystem unter Neufahrn verfolgt hatten. Dort verschwand das Signal.
Der Wolf kannte das Netz – alte Wartungsschächte, die nie offiziell zugemauert wurden.
Noch in derselben Nacht machten sich die beiden auf den Weg.
Die feuchte Kälte der unterirdischen Gänge kroch durch den Anzug. Taschenlampenlicht zuckte über bröckelnde Ziegel, rostige Rohre und Wasserpfützen.
Plötzlich ein Geräusch – metallisches Klirren, dann Schritte.
Der Wolf sprintete vor, Nyx folgte. Hinter einer Biegung sah er eine Gestalt, ganz in Schwarz, die etwas unter den Arm geklemmt hielt.
Kapitel 6 – Der Kampf im Untergrund
Der Eindringling war schnell – aber der Wolf schneller. Mit einem Satz war er bei ihm, riss ihn zu Boden. Ein kurzer Kampf entbrannte, hart, aber kontrolliert.
Die Maske des Fremden verrutschte, und ein junges Gesicht kam zum Vorschein – vielleicht Mitte 20.
„Zu spät…“, keuchte er. „Sie… sind schon… hier…“
Bevor der Wolf mehr erfahren konnte, blendete ein grelles Licht beide. Als er die Augen wieder öffnen konnte, war der junge Mann verschwunden – und mit ihm das, was er getragen hatte.
Kapitel 7 – Die neue Spur
Zurück an der Oberfläche fand der Wolf in seiner Handschuhinnenseite ein Stück Papier, offenbar dem Mann im Gerangel entfallen:
Eine Reihe von Zahlen und Buchstaben – offensichtlich ein Code.
Nyx nahm ihn und meinte nur: „Das ist kein normaler Schlüssel. Das ist eine Einladung.“
In der Ferne, über den Dächern von Neufahrn, flog eine Drohne. Sie schwebte einen Moment über ihnen, blinkte zweimal – und verschwand Richtung Süden