Dunkelheit.

Für einen Moment wusste Dschordschi nicht mehr, wo er war. Doch seine Sinne – geschärft durch Jahrzehnte voller Missionen, Kämpfe, Rätsel – ordneten schnell die Realität.

Er stand noch immer im alten Leuchtturm. Der Wind zerrte an den Mauern. Die Silhouette war verschwunden. Doch auf dem Boden vor ihm glimmte nun ein Zeichen – ein uraltes Runensymbol, das nur wenige kannten. Der Weisse Wolf jedoch schon: „Nordwind.“

Vor fast vierzig Jahren hatte er gemeinsam mit einem anderen Helden ein Artefakt gefunden – die Spiegelrose von Borealis – ein Relikt, das in der Lage war, Zeit und Raum zu verzerren. Zu gefährlich für die Menschheit, zu mächtig für jeden Einzelnen. Sie hatten es versiegelt… irgendwo im ewigen Eis des Nordens.

Und jetzt – nach all der Zeit – wurde es offenbar gestohlen. Oder schlimmer: erwacht.


🧭 Die Reise beginnt

Zurück im Ferienhaus sagte Dschordschi nichts. Er wollte seine Familie nicht beunruhigen. Doch Madame Green Thumb bemerkte seinen ernsten Blick.

„Du musst wieder los, oder?“, fragte sie leise.

Er nickte.

Pixel hörte zufällig mit und rief: „Papa, darf ich mitkommen?“

„Nicht diesmal, mein Junge.“ Er lächelte sanft. „Diesmal muss ich allein gehen.“

Noch in derselben Nacht verließ er Prerow. Ziel: Nordre Borealis, eine vergessene Insel hoch im arktischen Meer. Dort, wo die Sterne stiller sind, die Nächte länger und die Gefahren älter.


❄️ Nordre Borealis – Insel der vergessenen Helden

Mit einem uralten Zugangscode der Allianz der Strukturbewahrer – einer längst aufgelösten Heldengemeinschaft – gelang es ihm, das geheime Portal zu aktivieren. Innerhalb von Sekunden landete er in der Eiswüste.

Windschneisen schnitten durchs Land. Der Schnee formte bizarre Skulpturen, als würde die Zeit selbst hier gefroren sein. Und inmitten dieser Einöde: ein schwarzer Obelisk.

Er trat näher. Seine Finger zitterten – nicht vor Kälte, sondern vor Erinnerung.

„Dschordschi…“, krächzte es. Wieder diese Stimme.

Diesmal sah er sie deutlich: eine in Schatten gehüllte Kreatur, bestehend aus Rauch, Eis und Erinnerung. Der Echolord – ein uralter Feind, gespeist von den Ängsten und Schwächen derer, die einst das Artefakt gebannt hatten.

„Du bist alt geworden, Wolf“, spottete er.

„Und du bist immer noch hässlich“, konterte Dschordschi mit einem Grinsen, das Jahrzehnte Heldentum in sich trug.


⚔️ Der letzte Tanz vor dem Sonnenaufgang

Ein Kampf entbrannte – nicht mit Fäusten, sondern mit Gedanken, Erinnerungen und Symbolen. Der Echolord versuchte, den Weissen Wolf in seine eigene Vergangenheit zu reißen: die Zweifel, die Opfer, die dunklen Momente.

Doch Dschordschi war vorbereitet. In seinem Herzen trug er etwas, das stärker war als jede Waffe: Erfahrung, Liebe und die tiefe Ruhe eines Mannes, der seinen Platz gefunden hatte.

Gerade als der Echolord den finalen Schlag führen wollte, tauchte aus dem Licht ein zweites Symbol auf: ein weißer Wolf mit silbernem Fell, geformt aus Polarlicht.

Es war die Essenz der Spiegelrose. Sie hatte den Helden geprüft – und erkannt, dass er noch immer würdig war.

Mit einem einzigen Lichtblitz wurde der Echolord in die Schatten zurückgeschleudert. Die Insel bebte. Das Relikt schloss sich erneut – für immer, diesmal. Die Gefahr war gebannt.


🍺 Die Heimkehr – und ein besonderer Tag

Drei Tage später saß Dschordschi wieder in seinem kleinen Schrebergarten. Die Sonne schien, der Grill glühte, und Madame Green Thumb schnitt Kräuter wie ein Orkan. Pixel spielte mit einer neuen Drohne, Lunara las still in einem Perry Rhodan-Heft. Der Himmel über Bayern war wolkenlos.

„Du wirkst… irgendwie jünger“, sagte Mel mit einem Lächeln.

„Vielleicht war’s nur der Nordwind“, antwortete er mit einem Zwinkern.

Dann hob er sein Glas. „Auf die 60. Und auf noch viele gute Jahre – als Dschordschi, als Vater, als Mann… und wenn’s sein muss, auch mal wieder als der Weisse Wolf.“

Ein stiller Moment. Dann Jubel.
Denn jeder wusste: Ein Held wird nicht alt. Er wird besser.