Dschordschi, alias der Weisse Wolf, hatte sich fest vorgenommen: Diesmal wirklich Urlaub. Keine kryptischen Codes, keine nächtlichen Einsätze, keine Schattenkämpfe gegen dunkle Mächte. Nur die Ostsee, der weite Himmel über Prerow und das Rauschen der Wellen. Er hatte sich mit Mel K und den Kindern eine kleine Ferienwohnung gemietet – von deren Balkon aus man die Dünen sehen konnte.

Am ersten Abend spazierte er barfuß durch den feinen Sand. Die Sonne versank glutrot hinter der Boddenlandschaft, während Möwen kreischend über ihm zogen. Einfach nur durchatmen, dachte er. Doch in der Ferne, wo der Darßer Weststrand wild und zerzaust vom Wind lag, bemerkte er etwas Ungewöhnliches.

Ein rhythmisches Flackern, fast wie ein Morsezeichen. Es schien aus einem alten Rettungsturm zu kommen, der verlassen am Strand stand. Dschordschi lächelte schief. „Natürlich. Kaum habe ich Urlaub, ruft schon wieder ein Geheimnis.“

In der Nacht schlich er sich dorthin. Als der Wind durch die Dünen pfiff, hörte er ein leises Wispern. Es war, als ob die Natur selbst mit ihm sprach. Er legte die Hand auf den rauen Turm und erkannte Muster – Zahlenreihen, die jemand mit phosphoreszierender Farbe an die Wand gemalt hatte. Ein Code.

„Das ist kein Zufall“, murmelte er. „Das ist eine Botschaft.“

Mit blitzschnellem Verstand begann er die Zahlen zu ordnen. Sie ergaben Koordinaten – tief im Darßer Urwald. Noch in derselben Nacht machte er sich auf den Weg. Zwischen knorrigen Bäumen und geheimnisvollen Lichtungen fand er eine kleine Kiste, halb im Boden vergraben. Darin lag ein alter Funkempfänger, zusammen mit einer Notiz:

„Der Küstenschutz braucht Hilfe. Jemand manipuliert die Strömungsmessungen. Ohne sie wird der Deichschutz versagen.“

Plötzlich war klar: Der Weisse Wolf musste handeln – auch im Urlaub.

Am nächsten Tag kombinierte er Spaziergänge mit der Familie mit diskreten Nachforschungen. Während Pixel Drachen steigen ließ und Lunara Muscheln sammelte, hackte er sich mit dem Tablet in die Messstationen an der Küste. Dabei entdeckte er Manipulationen: Jemand hatte die Daten so verändert, dass Sturmfluten unterschätzt würden. Ein Anschlag auf die Küste – und auf die Menschen, die hier lebten.

In einer stürmischen Nacht zog er los. Kapuze über den Kopf, den Wind im Rücken. Er kletterte auf die Messstation im Bodden, fand den Saboteur: ein Mann in schwarzer Regenjacke, der gerade eine neue Störfrequenz einstellte.

„Feierabend“, rief der Weisse Wolf und packte ihn am Kragen.

Der Täter wehrte sich, doch Dschordschis Kraft war stärker. Binnen Sekunden war er überwältigt. Mit einem schnellen Befehl stellte der Wolf die Messungen wieder richtig ein. Die Küste war gerettet.

Am Morgen saß Dschordschi am Strand, eine Flasche Bier in der Hand, und sah den Kindern beim Spielen zu. Niemand ahnte, wie knapp die Katastrophe verhindert worden war. Nur die Dünen flüsterten noch leise im Wind.

Und der Weisse Wolf lächelte. Urlaub – auf seine ganz eigene Weise.