Nach Wochen voller Einsätze hatte sich Dschordschi, der tagsüber Mathematiker und Informatiker war und nachts zum Weissen Wolf wurde, endlich eine Pause verdient.
Mit seiner Familie reiste er nach Prerow, einem idyllischen Ostseebad mit feinem Sandstrand, Dünen und dem Duft von Kiefern in der Luft.

„Endlich mal abschalten“, murmelte er, als er sein Handtuch in den weißen Sand legte.
Er wollte schwimmen, ein Bierchen im Strandkorb trinken und einfach nur das Rauschen der Wellen genießen.

Doch Helden haben selten Urlaub.


Am zweiten Abend schlenderte er die Seebrücke entlang. Der Himmel glühte rot-orange, Möwen kreischten, und Fischerboote tuckerten heimwärts.
Plötzlich hörte er ein Gespräch – zwei Männer, die sich in gebrochenem Deutsch über „die Lieferung im Hafen von Stralsund“ unterhielten.
Ihre Stimmen waren leise, aber scharf wie Klingen.

Der Wolf tat so, als ob er nur die Aussicht genoss, doch seine Instinkte schlugen Alarm.
„Lieferung? Hafen? Das klingt nicht nach Urlaubssouvenir…“


Am nächsten Morgen ging er joggen – offiziell nur für die Fitness, doch in Wahrheit folgte er Spuren.
Zwischen Dünen und Kiefern fand er Reste von Verpackungen, merkwürdige Kabelstücke und ein Gerät, das eindeutig nicht zu einem Strandbesucher gehörte.
Es war ein kleiner Störsender.

„Das ist kein Zufall“, knurrte er. „Jemand will hier mehr als nur Muscheln sammeln.“


In der Nacht schlich er sich zum kleinen Hafen von Prerow.
Dort sah er, wie die Männer aus dem Gespräch Kisten auf ein Boot luden. Auf einer Kiste prangte ein Symbol, das der Weisse Wolf sofort erkannte: ein schwarzer Turm – das Zeichen der Gruppe „Zugzwang“, die er schon einmal bekämpft hatte.

„Sie wollen hier Strukturen zerstören – mitten an der Ostsee“, dachte er. „Aber nicht, solange ich da bin.“


Als die Männer die letzte Kiste auf das Boot hieven wollten, sprang der Wolf aus den Schatten.
Sein weißes Cape flatterte im Wind, die Maske leuchtete im Mondschein.
„Urlaub vorbei, meine Freunde.“

Die Gangster zogen Messer und Stangen, doch der Wolf bewegte sich blitzschnell. Mit präzisen Schlägen brachte er einen nach dem anderen zu Fall.
Das Rauschen der Wellen vermischte sich mit dumpfen Schlägen und hektischen Rufen.

Am Ende lag das Boot gekentert im Wasser, die Kisten geöffnet – und zum Vorschein kamen High-Tech-Komponenten für Störsender und Überwachungssysteme, die wohl ganz Norddeutschland lahmlegen sollten.


Am nächsten Morgen wusste niemand etwas von den Ereignissen in der Nacht.
Touristen lagen in der Sonne, Kinder bauten Sandburgen, Möwen klauten Fischbrötchen.
Der Weisse Wolf aber saß entspannt im Strandkorb, ein Bier in der Hand, und blickte aufs Meer hinaus.

Seine Frau fragte lächelnd: „Na, hattest du eine ruhige Nacht?“
Er zwinkerte. „Sagen wir mal so: Ich hab‘ den Sand nicht nur zwischen den Zehen gespürt.“